Rhein-Zeitung, 10.04 2019 Jan Lindner

Eine Koblenzer Stadtbahn auf der alten Bahnstrecke Koblenz Bassenheim: Das ist derzeit nicht mehr als eine Vision. Aber das Bündnis für Verkehrswende Nördliches Rheinland-Pfalz ist überzeugt, dass sich so eine Stadtbahn in Koblenz sehr wohl umsetzen lässt. Irgendwann, natürlich nicht von heute auf morgen.

Aber grade jetzt sehen sie ihre Zeit gekommen, um für eine Stadtbahn zu werben. Jetzt, wo Koblenz wegen der diversen Brücken-Baustellen ein monate- respektive jahrelanges Verkehrschaos auf den Straßen droht. Wo Tausende Autofahrer täglich ihre Lebenszeit im Stau vergeuden. Wo ein Umdenken einsetzen muss und alternative Verkehrsmittel gefragt sind. Die Koblenzer Stadtbahn, so schwebt es Johannes Fuck, Egbert Bialk, Gernot Kallweit und Patrick Simmer vor, würde zwischen dem Koblenzer Hauptbahnhof und Bassenheim in beide Richtungen fahren. Weitere Haltepunkte würde es geben in Rübenach (Bahnhof, Aachener Straße), Metternich (Metternicher Feld, St. Konrad), Bubenheim (Eifelstraße, Dienstleistungszentrum B 9), Lützel und dem Haltepunkt Mitte.

Damit würde die Stadtbahn verschiedene Wohn-, Industrie- und Gewerbegebiete owie Großunternehmen miteinander verknüpfen: etwa das Industriegebiet A 61, das Güterverkehrszentrum an der A 61, die Gewerbegebiete Metternich I und II, das Bundeswehrzentralkrankenhaus. Auch im Verwaltungszentrum könnte es einen Haltepunkt geben. Die Bahn könnte Tausende Arbeitnehmer und Tonnen Gütertransportieren – und die Straßen extrem von Autos und Lkw entlasten. Und: Die Stadtbahn wäre durch den Hauptbahnhof auch an die Rhein- und Moseltrasse der Bahn angebunden sowie an die wenigen schon gut ausgebauten Radwege. Fuck, der selbst als Unternehmer in Metternich tätig ist, sagt: „Es gibt 65 000 Pendler in Koblenz. Auf 1000 Einwohner kommen 1400 Erwerbstätige. Aber wir haben eins der schlechtesten ÖPNV-Konzepte überhaupt.“ Er fordert: „Wir müssen für Pendler eine Alternative schaffen.“ Der Koblenzer BUND-Vorsitzende Bialk sagt: „Koblenz ist eine Autostadt und erstickt im Autoverkehr. Das müssen wir dringend ändern. Es schaut aber jeder nur auf sich.“ Bialk, Fuck und ihre Bündnis-Partner wissen natürlich auch um die immens hohen Kosten einer Stadtbahn. Ihren Schätzungen nach bräuchte es allein 10 Millionen Euro, um die alte Bahnstrecke zu reaktivieren. Die Kosten für die eigentliche Bahn sind da noch nicht drin. Ihr Gegenargument: „Es ist immer wesentlich teurer, Straßen oder Parkplätze zu bauen.“ Sie führen auch an, dass der Verkehrszuwachs grade bei Lkw extrem sei. Andererseits aber fehlen die Fahrer. Zudem, sagt Kallweit, würde ein Abriss der alten Bahnstrecke auch Millionen Euro kosten. Eine Koblenzer Stadtbahn, davon sind die Bündnis-Partner überzeugt, würde auch den Tourismus ankurbeln: durch verschiedene Museen an der Bahnstrecke (etwa das Eisenbahnmuseum in Lützel) und den Maifeld-Radweg. Als weiteres gewichtiges Argument nennen sie vergleichbare Strecken in Deutschland, auf denen Bahnstrecken reaktiviert worden sind: etwa die Itztalbahn (zwischen Passau und Freyung), die Schönbuchbahn (Region Stuttgart) und Strecken rund um Karlsruhe.

Die Verkehrswende-Mitstreiter sind überzeugt: „Es funktioniert auch anderswo, das macht uns Mut. Wir wollen so ein Umdenken erzeugen, bevor die große Verkehrskatastrophe kommt.

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