Rhein-zeitung, 06.10 2019 von Doris Schneider

Zwischen Mayen und Bassenheim ist die alte Bahntrasse längst Geschichte. Dort rollen Räder statt Züge. Das Stück zwischen Bassenheim und Koblenz aber besteht theoretisch noch, wenngleich es längst zugewuchert ist. Wie geht es hier weiter?

Mehr als ein Jahr ist es her, dass es eine Expertenanhörung zum Thema Bahntrasse zwischen Bassenheim und Lützel im Stadtrat gab. Schon damals ging es darum, ob die Trasse irgendwann einmal reaktiviert werden kann und soll oder ob man sie beispielsweise als Fortführung des Maifeldradweges umbauen sollte, der ja seit diesem Jahr bis Bassenheim verlängert ist. Seitdem wachsen im wahrsten Sinn des Wortes Gras und Gestrüpp darüber.

Doch jetzt könnten die Weichen gestellt werden für eine Zukunft der Trasse. In welche Richtung es gehen wird, ist allerdings noch völlig offen. Denn im Moment geht es noch (nur) um eine Machbarkeitsstudie, die von SPD, Grünen und Linken in der jüngsten Sitzung des Stadtrats beantragt wurde, und die eine große Mehrheit fand – sowohl bei anderen Fraktionen als auch bei der Verwaltung. Denn eine Machbarkeitsstudie kann aufzeigen, ob es wirklich realistisch – und wirtschaftlich vernünftig – ist, die Bahnstrecke irgendwann wieder zu aktivieren. Beispielsweise könnte sie dann auch für autonomes Fahren und Befahren mit Bussen statt Schienenfahrzeugen genutzt werden. Oder man lässt das alles und baut einen Radschnellweg darauf. Der Bedarf wird ja gerade immer wieder betont.

In den Stadtteilen entlang der Strecke ist eine mögliche Reaktivierung der Strecke ein großes Thema, auch wenn es ein Blick in eine weite Zukunft ist. Beispielsweisen Rübenach, und nicht nur, was die Frage angeht, ob man irgendwann mit dem Zug nach Koblenz fahren kann. Auch der Wohnwert von Häusern ist schwierig einzuschätzen, wenn man nicht weiß, ob sie in (wenn auch ferner) Zukunft wieder an einer Bahntrasse liegen können.

„Insbesondere die Alternativen, Beibehaltung der eisenbahnrechtlichen Widmung für eine eventuelle Reaktivierung’ oder ,Freistellung und Umnutzung zum Beispiel für den Radverkehr oder private Nutzungen’ stehen aktuell in der Diskussion.

Aus der Stellungnahme der Verwaltung, die die Machbarkeitsstudie befürwortet.

Bei der Expertenanhörung vor etwa einem Jahr hatten Fachleute aus verschiedenen Blickwinkeln das Thema Bahntrasse beleuchtet, unter anderem von der Industrie- und Handelskammer (IHK) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Klar wurde dabei, dass derzeit keine der Firmen, die an der Bahnstrecke liegen, Interesse daran äußerte, sie zu nutzen. Angesprochen wurde aber auch, dass eine perspektivische erneute Nutzung für den Personenverkehr durchaus eine Verbesserung der Verkehrssituation in der Stadt mit sich bringen könnte. Dann nämlich, wenn beispielsweise Pendler auf großen Parkplätzen ihr Auto stehen lassen und zu ihrem Arbeitsplatz mit dem Zug weiterfahren. Und: Alle Experten hatten bei der Anhörung vor dem Stadtrat eins ganz klar gemacht, egal, welche Tendenz sie insgesamt hatten: Wenn die Bahnstrecke jetzt wirklich entwidmet wird, dann kann dort auf alle Ewigkeit kein Zug mehr fahren. Eine Genehmigung für einen Neubau bekäme man an gleicher Stelle wegen massiv gestiegener Auflagen nie mehr.

Über die Kosten für eine mögliche Reaktivierung und die Folgekosten für eine vernünftige Anbindung wurde in der Expertenanhörung seinerzeit nicht gesprochen. Das soll aber jetzt der logische nächste Schritt sein, meint auch die Verwaltung: „Insbesondere die Alternativen ,Beibehaltung der eisenbahnrechtlichen Widmung für eine eventuelle Reaktivierung’ oder ,Freistellung und Umnutzung zum Beispiel für den Radverkehr oder private Nutzungen’ stehen aktuell in der Diskussion“, so Baudezernent Bert Flöck. „Die beantragte Machbarkeitsstudie ist ein hilfreiches Instrument, um eine entsprechende Entscheidung des Stadtrates zur weiteren Vorgehensweise mit der Trasse vorzubereiten.“ Der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität wird eine solche Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.

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